Kann Kirche Klimaschutz?

Wir fühlen uns als Vorreiter: Seit dem Beginn des konziliaren Prozesses warnen die Kirchen vor dem Klimawandel. Klar können wir Klimaschutz! Sind wir schon längst klimaneutral, haben die fossilen Energieträger aus dem kirchlichen Portfolio verbannt und verbannt und alle Gemeinden ein engagiertes Klimamanagement?

Keineswegs.

Für die evangelisch-lutherische Kirche in Bayern muss man leider konstatieren: Der Weg ist weit – sehr weit! Und die Kosten, die auf uns zukommen, sind immens. Interne Schätzungen der Kirchenleitung gehen davon aus, dass jedes Jahr rund 70 Millionen Euro investiert werden müssten, damit die elkb ihr selbstgestecktes Ziel erreicht: Die Klimaneutralität bis 2035.

Bei allem Mahnen und Fordern hat also leider auch die Kirche die notwendigen Schritte vor sich hergeschoben, aufgeschoben und damit einen Turm von Aufgaben aufgebaut, der nun kaum mehr zu erledigen ist.

Die gute Nachricht ist: Auch in der elkb ist das Ziel „Klimaneutral bis 2035“ gesetzt und die Synode hat das Landeskirchenamt aufgefordert, ein Klimaschutzgesetz zu erlassen. Denn offensichtlich sind alle Versuche gescheitert, die Gemeinden auf freiwilliger Basis zu mehr Klimaschutz zu bringen.

Dass so wenige Gemeinden bereit sind, das EMAS-Klimaschutzmanagement einzuführen, ist sehr bedauerlich und wirft kein schönes Licht auf die Wichtigkeit der Bewahrung der Schöpfung in zu vielen Gemeinden! Andererseits scheitern auch viele Gemeinden daran, das umzusetzen, was sie tun könnten.

Und hier kommen wir zur schlechten Nachricht: Die bayerische Landeskirche ist – wie vermutlich auch die anderen Gliedkirchen der EKD – so sehr verstrickt in ihre eigenen gesetzlichen Vorgaben und Abläufe, dass selbst klimaschutzwillige Gemeinden scheitern auf dem Weg zur Klimaneutralität. Vor einigen Jahren habe ich das mit der Kirche in „meiner“ Gemeinde erlebt, wo es nicht möglich war, im Rahmen einer Neueindeckung des Dachs eine Photovoltaikanlage zu bauen – bei einer Kirche aus dem Jahr 1962 und allein auf Grund des Prinzips, dass das „nicht geht“! Das Dekanat Fürth ist jetzt mit gutem Beispiel vorangegangen und hat beschlossen, dass auf jedes Kirchliche Gebäude eine PV soll – außer es gibt gravierende Gründe dagegen. Warum gibt es diesen Beschluss nicht längst auf der Ebene der Landeskirche?

Der AEE fordert deshalb eine Beweislastumkehr bei allen klimaschutzrelevanten Maßnahmen in der Kirche. Das heißt: Jede Baumaßnahme, die mit einem fundierten Bau- und Finanzierungsplan unterlegt ist und dem Klimaschutz dient, ist grundsätzlich genehmigt – außer es gibt einen sachlich begründeten Widerspruch seitens des Landeskirchenamts innerhalb von 8 Wochen.

Zur Finanzierung dürfen alle vorhandenen Ressourcen der Gemeinde herangezogen werden. Sollten gemeindeeigene Rücklagen dadurch für die eigentliche Nutzung später nicht zur Verfügung stehen, ist der Klimaschutzmaßnahme Vorrang einzuräumen.

Johannes Herold, AEE-Sprecher