Glasgow: Es gibt nichts Gutes außer man tut es!

 

Fristen festlegen ist leicht, Fristen einhalten aber schwer

 

414 ppm (parts per million): So hoch ist im Herbst 2021 die Konzentration von CO2 in der Erdatmosphäre. Das hat es seit mehreren Millionen Jahren nicht gegeben. Dieser Anstieg bedroht die Erreichung des Klimaziels von 1,5 Grad maximaler Erderwärmung akut.

In Glasgow bei der UN-Klimakonferenz (COP 26) bestreitet niemand diesen Wert. Und dann werden Fristen und Jahreszahlen in die Welt hinausposaunt:

Den kompletten Ausstieg aus der Kohle für die 2030er-Jahren versprechen 40 Länder mit großen Volkswirtschaften und in den 2040er-Jahren der Rest der Welt. Der Rest? – nicht wirklich, Japan und Südkorea wollen das bis 2050 erreichen, China bis 2060, die USA bleiben im Ungefähren.

Die Bundesregierung verschärft ihre Klimaschutzvorgaben und verankert das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045, bisher galt das Jahr 2050. Auch die ELKB hat sich eine Frist gegeben. Mit einem von der Nationalen Klimaschutzinitiative geförderten Klimaschutzmanagement will sie bis 2050 klimaneutral sein.

Genug der Jahreszahlen und Fristen. Sie sind alle wohlfeil und kosten erst einmal nichts. Nichts dagegen, dass man sich Ziele setzt, aber solange nicht viele konkrete einzelne Schritte folgen, sind die Fristen nichts wert.

Mal angenommen, alle Absichtserklärungen von Glasgow seien ehrlich gemeint und alle Nationen würden schon morgen mit der Umsetzung beginnen: Vielleicht geht dann ein großes Aufatmen um die Welt. Aber zugleich würde es ein ebenso großes Erschrecken geben, geben müssen. Dann würden nämlich sofort tiefgreifende Folgen in unserem Alltag eintreten. Dann, so Detlef Esslinger in der SZ am 6.11., „würde gleich hinterm Haus ein Windrad aufgestellt, das tägliche Schnitzel, die zwei Autos, der Herbstflug nach Teneriffa, das energiefressende Streamen“, das 24 Grad warme Wohnzimmer – damit wäre Schluss.

Eine lange tabuisiertes Wort würde wieder Konjunktur haben: Verzicht. Das nehmen zurzeit auch die Protagonisten des Klimaschutzes gar nicht gerne in den Mund. Verzicht – das könne und wolle man niemandem zumuten. Es wird schon klappen mit der Energiewende, der Verkehrswende, der Agrarwende, niemand muss Einbußen in seinen Lebensgewohnheiten fürchten. So lautet das Mantra auch der grünen Politiker. Die Kirchen sollten dieses Spiel nicht mitmachen. Das gibt es eine Tradition des Verzichts, z.B. das Fasten. Und wer sich einmal darauf einlässt, entdeckt hinter dem Verzicht schnell eine neue Lebensqualität.

Gerhard Monninger