Mitte Mai gab es einen internationalen Gedenktag, den IDAHOBIT - den Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie.
Das ist ein guter Tag und in vielen Posts und Stellungnahmen wurde betont, wie wichtig dieser Tag ist und wie wenig es mit unseren gesellschaftlichen Werten vereinbar ist, wenn Menschen wegen Ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert oder in irgendeiner Weise benachteiligt werden.
Ebenfalls Mitte Mai wurde einer freigesprochen, der ebendies ganz massiv immer und immer wieder getan hat. Seine Behauptung, Homosexualität sei Sünde, ist noch durch ein wörtlich verkürztes Bibelverständnis zu erklären und zu entschuldigen. Wenn er aber sagt: "überall laufen diese Verbrecher rum, von diesem Christopher Street Day", dann ist hier eindeutig die Grenze der Bibelauslegung überschritten. Hier wird ebenso eine Grenze überschritten, wie mit den Aussagen, Homosexualität sei eine "Degenerationsform von Gesellschaft" und "todeswürdig" und die "Homo-Lobby" sei "teuflisch".
Nun ist die juristische Hoheit eines Gerichts in Deutschland selbstverständlich nicht in Frage zu stellen und ein Gerichtsurteil zu akzeptieren. Wenn dieses Urteil sich aber auf eine Bibelauslegung stützt, die innerhalb der großen Kirchen massiv bestritten ist, dann muss schon gefragt werden, inwieweit dieses Gerichtsurteil wirklich der Religionsfreiheit dient und ob hier nicht sowohl der Kirche, als auch der Gesellschaft ein Bärendienst erwiesen wurde.
Wir vom AEE lehnen diese Bibelinterpretation rundweg ab. Wir erkennen in allen Menschen Gottes geliebte Geschöpfe und die Liebe grundsätzlich als von Gott gegebenes Geschenk, unabhängig von der sexuellen Orientierung.
Daher bedauern wir, dass das Landgericht Bremen Pastor Latzel vom Vorwurf der Volksverhetzung freigesprochen hat. Sein Bibelverständnis wollen wir ihm nicht absprechen. Aber wo im Namen unserer Religion Hass gesät und Menschen diskriminiert werden, da widersprechen wir aus vollem Herzen und auf Grundlage der biblischen Botschaft.
Johannes Herold, AEE-Sprecher